Es ist Zeit, den Raum ganz einzunehmen. Mit meinem Namen hinzustehen.
5 Jahre Wortfarben
«Ich mache es einfach», dachte ich…
Im Oktober 2017 habe ich als Hausfrau und Mutter dreier Kinder, mein kleines Geschäft mit einer Vernissage eröffnet. Ich hatte erst ein paar einfache kreative Werke, die zu Hause am Küchentisch entstanden sind. Wie könnte ich wieder in die Berufswelt einsteigen? Aber nicht im Medizinischen Bereich, wo ich aufgehört habe. Ich wollte meinem Herzen folgen und das tun, was ich eigentlich schon nach der Sekundarschule hätte tun wollen. Aus «Vernunftsgründen» lernte ich jedoch einen «richtigen» Beruf.
Und dann, mit 42 Jahren habe ich es einfach probiert. Und ich habe sogar ein paar Dinge verkauft. Vielleicht auch nur, weil die Gäste meine Freunde und mir wohlgesinnt waren.
«Das habe ich noch nie gemacht, also bin ich ganz sicher, dass ich es schaffe.»
Pippi Langstrumpf
Ich hatte sehr grosse Träume und einen immensen Glauben daran, dass alles möglich ist.
Mir ging es darum, etwas zu erschaffen, das die Welt erhellt, Spass macht und mir die Gelegenheit gibt, einer erfüllenden Tätigkeit nachzugehen. Das Leben wollte ich geniessen und gleichzeitig meinen Unterhalt selbständig verdienen, finanziell unabhängig von meinem Mann werden, alles auf einmal.
Einen Businessplan zu erschaffen kam mir vor, als ob man einen lebendigen Schmetterling mit einer Nadel aufspiesst. Wie soll man eine Idee fixieren, wenn sich die Welt und vor allem ich mich selbst ständig wandle? Ich gehörte also zu diesen naiven Seelen, die ihr Herzprojekt zu einem Geschäft machen wollen. Menschen belächelten mich. Menschen wandten sich ab, denn meine ART zu leben, zu denken, zu fühlen und zu handeln, entsprach nicht dem, was «man» als Hausfrau und Mutter tut.
«Man kann kein Hobby zum Beruf machen und von der Kunst kann «man» nicht leben….»
An meinem Geburtstag 2018 sagte ich zu und mietete das erste Atelier. Einen bescheidenen kleinen günstigen Raum in einer alten Garage. Von da an tat ich täglich das, was ich am liebsten mache. Mein Wegweiser war die Freude. Mein Antrieb war die Begeisterung. Ich unterschied nicht mehr zwischen Freizeit und Arbeitszeit. Ich habe täglich viele Stunden geübt, unzählige Fehler gemacht und es hat lange gedauert, bis ich mit meiner ART eine Kompetenz erreichte und meinen eigenen Stil fand.
Eine Marke entsteht nicht über Nacht. Eine Marke stellt die Persönlichkeit eines Unternehmens dar, und sie zu erschaffen dauert seine Zeit und kostet viel Schweiss.
Für mich war es ein Prozess der dazu diente, meine Träume und Visionen zusammenzufassen. Vieles gab ich wieder auf, Neues kam hinzu. Ich übte, übte, übte….
Eine Künstlerin
Irgendeines Tages nannte mich jemand «eine Künstlerin». Es kam mir noch fremd vor. Durfte ich diesen Titel annehmen? Ich habe keine Kunst studiert, ich habe mir alles selber angeeignet. Ich bin Autodidakt, sagen die Leute…..ich bin jedoch einfach ich. Eine Macherin auf jeden Fall. Ein optimistisches Gemüt. Während andere noch studieren, habe ich es bereits ausprobiert. Und vielleicht bin ich schon gescheitert und setze eine neue Idee um.
2019 zog ich in ein dreifach grösseres Atelier um. Das war ein mutiger Schritt. Ich hatte weder die Erfahrung noch die Gewissheit, dass ich dann auch dreifach soviel verdiene, um das monatlich bezahlen zu können.
Ein Stück meines Herzens, ein Stück meiner Seele, einen Anteil aus meinem Leben….
Jetzt durfte ich noch viel dazu lernen. Ein prominenter Standort bringt mehr Publikum. Ein grösserer Raum bringt mehr Möglichkeiten. Es ging auf, es funktionierte. Ich erhöhte meine Preise und verkaufte meine Bilder für vierstellige Beträge. Mein Bewusstsein wandelte sich und das war auch nötig: Niedrige Preise sind etwas für grosse Konzerne. Kleine Unternehmen müssen hohe Preise verlangen. Wieso sollte ich mich unter meinem Wert verkaufen? Mit meinen Bildern kauft man ein Stück meines Herzens, ein Stück meiner Seele, einen Anteil aus meinem Leben. Ich arbeite jetzt das 5. Jahr Tag für Tag in meinem Atelier, manchmal bis spät in die Nacht. Und ich möchte nichts anderes lieber tun als das. Am Wochenende freue ich mich, bis es Montag wird und ich wieder ganz in ein Bild das ich male «eintauchen» kann. Ich freue mich auf die Menschen, die bei mir malen und ein Abo haben. Ich freue mich auf immer wieder neue Ideen, Umsetzungen, Träume und Pläne.
Andrea Roder. Mit meinem Namen als Künstlerin und Schamanin hinstehen…
Und wieder kommt mein Geburtstag. 5 Jahre nach der ersten Vernissage. Ich werde ihn in Zug feiern. An meinem neuen Standort, am Landsgemeindeplatz. Mittendrinn. Mein Logo wird neu. Andrea Roder. Ich stehe jetzt mit meinem Namen als Künstlerin hin. Die Ausbildung zur Schamanin fügt sich wunderbar in meine Tätigkeit ein. Ja, mit meinem Namen hinstehen. Ja sagen zu mir als Geschäftsfrau und Künstlerin. Das hätte ich zu Beginn nie gewagt. Es ist ein Prozess den man geht – jedoch nur, wenn man ihn geht. Einfach machen….das ist meine Erkenntnis. Ich fühle mich sicher. Die Menschen dürfen reden. Die Menschen dürfen zweifeln. Die Menschen dürfen mich belächeln. Meine Schritte sind jetzt kalkulierbar geworden. Es ist eine nächste Version, eine nächste Grösse.
Meine Kinder sind gross geworden, ich habe wieder hundert Prozent Zeit für mich und meine Kunst.
Jetzt ist mein Atelier in Zug, in meiner Heimatstadt. Ich konnte mir meinen Traum verwirklichen. Ich habe grosse Freude an meiner Arbeit und ein Einkommen das ausreicht, um über die Runden zu kommen.
Nach hunderten Stunden an Experimenten, tausend Augenblicken tiefster Freude und Unmengen an Tränen bin ich mit meiner Vision da, wo ich sein wollte. In mir ist Wunder, tiefste Dankbarkeit und Demut.